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Philipp von Zesen geb. 8101619 Priorau bei Dessau gest. 13111689 Hamburg Biographie Philipp von Zesen war Sohn eines lutherischen Pfarrers, besuchte das von dem Grammatiker Christian Gueintz geleitete Gymnasium in Halle a.d Saale (1631-39) und studierte im Anschluss daran (1639-41) Poetik und Rhetorik in Wittenberg. In dieser Zeit formten sich seine literarischen und poetischen Interessen. Nach seinen Studien, die er am 28.41641 mit dem Magistergrad abschloss, ging Zesen im Rahmen einer Bildungsreise nach Hamburg (hier erschien 1642 seine erste größere Liedersammlung, FrühlingsLust) und von da aus in die Niederlande (1642-48). Er gründete 1642 oder 1643 eine Sprachgesellschaft, die »Teutschgesinnete Genossenschaft«, der er als »Ertzschreinhalter« vorstand. Eines ihrer Ziele war die Reinigung der deutschen Sprache von Fremdworteinflüssen. Mit einem gewissen Neid blickten Zesens Schriftstellerkollegen auf seine literarischen Erfolge. Nachdem dieser gegen heftigen Widerstand, va
Johann Rists, in die »Fruchtbringende Gesellschaft« aufgenommen worden war und es im folgenden wohl an der nötigen Unterwürfigkeit gegenüber deren Oberhaupt, Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, fehlen ließ, brach eine regelrechte Rufmordkampagne los. Sie bewirkte, dass Philipp von Zesen trotz akademischer Ausbildung, literarischer Erfolge und Erhebung in den Adelsstand (1653 Regensburg) in Deutschland nirgends festen Fuß fassen konnte. Amsterdam wurde so für viele Jahre seine zweite Heimat: 1662 erhielt er das Bürgerrecht, hier heiratete er 1672 auch die achtzehnjährige Maria Bekkers aus Stade. Der Aufenthalt in der wohlhabenden Stadt wurde durch mehrere Reisen ins Baltikum und nach Deutschland unterbrochen, die seine literarischen und beruflichen Pläne fördern sollten. Ziel war dabei oft Hamburg, wohin er 1683 oder 1684 endgültig übersiedelte und 1689 starb. Die Zwänge, denen sich der unfreiwillige »freie Schriftsteller« ausgesetzt sah, führten zu einem kaum
überschaubaren Werk, das umfassende literarische, religiös-erbauliche, historische und mythologische Interessen sichtbar werden lässt. Zesen war einer der erfolgreichsten Poetiker, Lyriker und Epiker seiner Zeit. Sein Werk umfasst eine Reihe Sammlungen geistlicher und weltlicher Lyrik, u.a das Dichterische Rosen- und Liljentahl (1670, die Summe der lyrischen Arbeiten Zesens), zwei Schäferdichtungen, eine Poetik (Deutscher Helicon, Erstfassung 1640) und, neben frühen Romanübersetzungen aus dem Französischen, die Romane Adriatische Rosemund (1645; die Seelengeschichte eines liebenden Paares, dessen Glück an der Konfessionsfrage scheitert), Assenat (1670) und Simson (1679, beides biblische Romane)