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Andreas Gryphius geb. 2101616 Glogau (Schlesien) gest. 1671664 Ebenda Biographie Am 2. Oktober 1616 wurde Gryphius im schlesischen Glogau geboren Der Dreißigjährige Krieg und die damit verbundenen konfessionellen Konflikte prägten seine Jugend: Sein Vater, ein streng protestantischer Geistlicher, kam auf ungeklärte Weise ums Leben, als Friedrich V. von der Pfalz 1621 auf der Flucht durch Glogau zog; es spricht aber vieles dafür, dass er an den Aufregungen starb, für die der fliehende, von den Schlesiern unterstützte "Winterkönig" gesorgt hatte. Zum Entsetzen der protestantischen Geistlichkeit von Glogau forderte er nämlich die Herausgabe des Kirchensilbers, was die Rache des HabsburgerKaisers nach sich ziehen musste. - Das evangelische Gymnasium in Glogau, das Gryphius seit 1621 besuchte, wurde irn Zuge der Gegenreformation 1628 geschlossen. Erst 1632 konnte Gryphius, dessen Mutter inzwischen ebenfalls gestorben war, wieder eine Schule, das Gymnasium in Fraustadt,
besuchen. Trotz dürftigen Schulbesuchs eignete sich Gryphius umfangreiche Kenntnisse alter und neuer Sprachen an; in seiner Danziger Zeit (1634-36) kam er auf dem Akademischen Gymnasium auch in Kontakt mit der neueren deutschen Dichtung. Nach Abschluss seiner Schulausbildung wirkte er von 1636 bis 1638 als Hauslehrer auf dem Gut des angesehenen Rechtsgelehrten Georg Schönborner in der Nähe von Fraustadt. Dieser war einst Anhänger des Winterkönigs, sah sich aber als kaiserlicher Beamter gezwungen, zum Katholizismus überzutreten. Er machte später diesen Schritt rückgängig und verzichtete auf öffentliches Wirken. Gryphius fand offenbar einen von Gewissensbissen gequälten Mann vor, der trübsinnig den Tod erwartete. Das gute Verhältnis zur Familie Schönborner führte dazu, dass Gryphius die beiden Söhne zum Studium an die calvinistische Universität Leiden begleiten durfte, beliebter Studienort für protestantische Schlesier. In dieser und der anregenden Atmosphäre der
aufblühenden Niederlande widmete sich Gryphius intensiv dem Studium der Staats- und Naturwissenschaften und knüpfte in zahlreichen Gesprächen Verbindungen zu Herrscherhäusern, die im politischen Leben Europas eine wichtige Rolle spielten. - Nach mehr als 5 Jahren in Holland reiste Gryphius weitere zwei Jahre durch Frankreich und Italien (1644-46); auch hier schaffte er wissenschaftliche und literarische Kontakte und erweiterte seine Kenntnisse des europäischen Theaters: Pierre Corneille in Paris, die Oper und die Commedia dell’arte in Venedig. - Anschließend hielt er sich mehr als sechs Monate in Straßburg auf, wo er wiederum mit berühmten Professoren zusammentraf, kehrte kurz nach Holland zurück und entschloss sich dann doch - trotz ehrenvoller Berufsangebote -, sich als Rechtsberater der Landstände in der schlesischen Provinz endgültig niederzulassen (1650). Seine eindeutige Parteinahme für die protestantische Sache und deren Verfechter könnte ausschlaggebend dafür
gewesen sein, dass ihm im Unterschied zu anderen schlesischen, öffentliche Ämter bekleidenden Dichtern keine Ehrung durch den Kaiser zuteil wurde. Mit 48 Jahren, am 16. Juli 1664, starb er mitten in einer Sitzung der Landstände am "plötzlichen Schlag-Flusse". Die bis in die frühe Kindheit zurückreichenden leidvollen Erlebnisse und die konfessionellen Auseinandersetzungen haben auch Gryphius’ Dichtungen nachhaltig beeinflusst, wobei er vorgegebene Muster und Traditionen nutzte. Man hat mit Recht von einer Poetik der Klage gesprochen und damit vor allem seine Weltverachtung, seine Vanitas-Betrachtungen und seine Memento-mori-Mahnungen gemeint. Diese finden sich schon in seiner ersten Gedichtsammlung, den Lissaer Sonetten (1637), mit der berühmten Trauerklage des verwüsteten Deutschlandes, dem Vanitas, Vanitatum-Sonett oder der Klage Menschliches Elende. - Schönborn verlieh dem Einundzwanzigjährigen im gleichen Jahr den Adelstitel sowie die Magisterwürde und
krönte ihn zum Poeta laureatus. In den Folgejahren erschienen: • • • • Son- und Feyrtags Sonnete (1639) Epigrammata. Oden Sonette; Erstes Buch (1643) Oden; Zweites Buch (1650) Oden; Drittes Buch (1657) Nur wenige Jahre nach Opitz Buch von der Deutschen Poeterey (1624) hatte damit ein Autor unabweisbar dargelegt, dass die deutsche Sprache durchaus für eine sehr anspruchsvolle Poesie geeignet war. Von religiösen und teilweise politischen Überzeugungen geprägt sind Gryphius’ in deutscher Sprache abgefassten Dramen: Leo Armenius (1650), Catharina von Georgien (1657), Cardenio und Celinde (1657), Carolus Stuardus (1657) und Papinianus (1659). Trotz erkennbarer Anspielungen auf zeitgenössische Vorgänge kann aber von deutlicher Kritik an politischen Zuständen nicht gesprochen werden, da es ihm vor allem darauf ankommt, in seinem dichterischen Schaffen die Vergänglichkeit menschlichen Tuns und Schaffens aufzuzeigen. Neben Trauerspielen entstehen Komödien, die deutlicher
noch erkennen lassen, dass Gryphius keinesfalls an eine Änderung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse denkt. Wer in den Lustspielen Horribilicribifax (1657) und Peter Squentz (1658) den ihm zugewiesenen Platz im sozialen Gefüge nicht annimmt, wirkt schlichtweg komisch. Andreas Gryphius genoss unter seinen Zeitgenossen hohes Ansehen. Die 1617 gegründete "Fruchtbringende Gesellschaft" verlieh ihm 1662 den Namen "Der Unsterbliche"